Hebammengeleitete Kreißsäle einrichten. Die kinder- und frauenpolitische Forderung erhebt die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei der Sitzung des Landtags in der kommenden Woche.
„Wir müssen Arbeitsweise und Atmosphäre eines Geburtshauses in separierten Abteilungen der Krankenhäuser ermöglichen. Die Geburtsbegleitung wird in solchen hebammengeleiteten Kreißsälen eigenverantwortlich von Hebammen durchgeführt. Die Hebamme ist hier die Chefin. Ärztliches Personal wird von ihr nur in Notfällen hinzugezogen“, erläutert die kinder- und frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Cornelia Lüddemann, das Konzept.
Für Lüddemann liegen die Vorteile des hebammengeleiteten Kreißsaals für die werdenden Mütter auf der Hand: „Durch den hebammengeleiteten Kreißsaal stärken wir die natürliche und interventionsarme Geburt. Den Gebärenden bieten solche Kreißsäle die Chance, mehr auf ihren Körper und ihre eigenen Wünsche zu hören. Damit wirken wir auch der seit Jahren steigenden Kaiserschnittrate in Sachsen-Anhalt entgegen. Diese Rate liegt mittlerweile bei fast 30 Prozent.“
„Die Geburt ist ein die Gebärende stärkendes Ereignis.“ Cornelia Lüddemann, familienpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Hintergrund:
2011 gab es in 13 von über 800 deutschen Kliniken mit Entbindungsstationen hebammengeleitete Kreißsäle. Der erste Kreißsaal dieser Art in Deutschland begann 2003 im Klinikum Bremerhaven Reinkenheide mit seiner Arbeit. Ursprünglich wurde dieses Konzept zu Beginn 90er-Jahren in Skandinavien, Großbritannien und Österreich entwickelt.
Seit 1994 hat sich die Kaiserschnittrate in Sachsen-Anhalt mehr als verdoppelt. Damals wurden 14,2 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt geboren. 2015 waren es bereits 29,6 Prozent. Die WHO geht davon aus, dass nur bei 10 bis 15 Prozent der Geburten ein Kaiserschnitt medizinisch notwendig ist.
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