Frauenhäuser: großer Nachholbedarf beim Brandschutz, erheblicher Sanierungsbedarf, kaum Barrierefreiheit, fast keine sozialpädagogische Arbeit. „Was die Qualität der Frauenhäuser angeht, stehen wir vor riesigen Aufgaben“, warnt die sozial- und frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Cornelia Lüddemann.
Wie aus der Antwort auf eine Große Anfrage der bündnisgrünen Fraktion hervorgeht, stehen mit 125 Plätzen für Frauen und 171 Plätzen für Kinder ausreichend Kapazitäten in den 20 Frauenhäusern des Landes für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder zur Verfügung. „Auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 71 Tagen ist akzeptabel“, meint Lüddemann. „Erhebliche Missstände gibt es allerdings beim baulichen Zustand der Frauenhäuser, der sozialpädagogischen Arbeit und der Bezahlung der Fachkräfte.“
In fünf Frauenhäusern gibt es erheblichen Nachholbedarf beim Brandschutz. Acht Frauenhäuser signalisieren darüber hinaus hohen Sanierungsbedarf. „Katastrophal ist die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention: Nur die Frauenhäuser in Magdeburg und Zeitz sind barrierefrei!“, empört sich die bündnisgrüne Politikerin. „Sozialpädagogische Arbeit mit Kindern findet nicht statt. Lediglich die Häuser in Magdeburg und Halle haben hierfür eine Fachkraft.“
Auch die Situation der Mitarbeiterinnen ist völlig inakzeptable. „Fachkraft für soziale Arbeit‘ ist keine adäquate Ausbildung für die in Frauenhäusern zu leistende Arbeit“, urteilt Lüddemann. Andererseits könne sie gut nachvollziehen, dass für besser ausgebildete Kräfte das zur Verfügung stehende Gehaltsniveau zu gering ist. „Eine Tarifanpassung findet fast gar nicht statt. Der von der Opposition erkämpfte Zuwachs an Landesmitteln im Doppelhaushalt 2015/16 für die Frauenhäuser wird nicht ausreichen, um die aktuelle tarifliche Entlohnung überhaupt zu gewährleisten. Lüddemann: „Wir brauchen in der Landesrichtlinie zur Förderung von Frauenhäusern dringend klare Vorgaben zu Qualifikation und Entlohnung. Es ist skandalös, dass der vorgegebene Personalschlüssel in nur einem Frauenhaus eingehalten wird.“ „Ein weiteres Problem ist die wachsende Zahl von Migrantinnen. Es fehlt an Sprachkenntnissen, von entsprechendem Informationsmaterial ganz zu schweigen“, konstatiert Lüddemann.
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