Grüne fordern schnelle Entlastung der Kavalierstraße

Der Sachsen-Anhalt-Tag hatte für die Landtagsabgeordneten Conny Lüddemann und Christoph Erdmenger von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einen Nebeneffekt: „Bereits eine Woche vor dem Fest und ein paar Tage danach ist ein Teil der Kavalierstraße gesperrt gewesen. Das war quasi ein großes Verkehrsexperiment, bei dem man sehen konnte, was bei einer Verkehrsberuhigung der Kavalierstraße herauskommen würde“ beschreibt der Verkehrspolitiker Erdmenger ihren Gedanken. Auch die Dessauer Abgeordnete Lüddemann hat die Situation aufmerksam beobachtet: „Hier und da musste man an einer Ampel länger warten. Staus habe ich keine wahrgenommen“ so Lüddemann. Was ein „echter Stau“ sei, das könne man zur Zeit fast jeden Morgen und Nachmittag an der Friedensbrücke beobachten.

Dass es keinen Stau gab, läge daran, dass Jahr für Jahr weniger Autoverkehr in Dessau unterwegs seien. Das kann Erdmenger mit Zahlen aus dem Landtag anhand der Bundesstraße B 184 zwischen Dessau und Roßlau belegen. In einer kleinen Anfrage (Drucksache 6/1192) hatte Erdmenger gefragt, wie die Bundesstraße ausgelastet sei.  Das ist deshalb interessant, weil sie erst vor wenigen Jahren von zwei auf vier Fahrstreifen erweitert wurde. Das Ergebnis ist ernüchternd: „Statt mehr Verkehr hat es 2010 weniger Verkehr auf der Straße gegeben. Die Prognosen zur Begründung des 34 Mio teuren Bauwerks erwarteten eine Steigerung von 19.000 Fahrzeugen im Jahr 2005 auf 25000 Fahrzeuge im Jahr 2015. Stattdessen hat der Verkehr im Jahr 2010 auf 16.500 Fahrzeuge abgenommen“ beschreibt Erdmenger die Zahlen. Dabei war die Zahl von 25.000 Fahrzeugen schon eine extreme Korrektur um 10.000 Fahrzeuge vorausgegangen, bestätigt die Landesregierung. Ursprünglich habe man einmal mit bis zu 35.000 Fahrzeugen gerechnet. „Fehler passieren immer wieder, aber dieser Fehler ist richtig teuer“ kommentiert dies Erdmenger. Denn die 2140 Meter lange vierstreifige Bundesstraße mit den vielen Brücken hat 22,8 Mio Euro gekostet. „Bei 20.000 Fahrzeugen und weniger reicht nach den offiziellen Richtlinien eine zweistreifige Bundesstraße. Die hätte weniger als die Hälfte gekostet, denn dann hätten die Kreuzungen nicht so aufwendig gebaut werden müssen“ rechnet Erdmenger vor und setzt dies ins Verhältnis: „Mit 11 Mio Euro kann man rund 10 km vorhandene Hauptverkehrsstraßen sanieren“. „Die Woche vor dem Sachsen-Anhalt-Tag hat gezeigt, dass wir die Kavalierstraße stark entlasten können. Auf die Ostrandstraße braucht man dazu nicht zu warten“ zieht Lüddemann ihr Fazit für Dessau. Der Verkehr sei auf andere Straßen ausgewichen, z.B. auf die Heinrich-Deist-Straße, auf die Willy-Lohmann-Straße. Bei den Planungen zur Verkehrsberuhigung müsse man beachten, dass auch auf der Karlstraße mehr los gewesen sei: „Mehr Verkehr in Dessau Nord, das kann natürlich nicht das Ziel sein“ so Lüddemann. Dies sei aber nicht notwendig, denn schließlich müsse die Kavalierstraße ja nicht, wie vor dem Fest erfolgt, komplett gesperrt werden.  „Weniger Einwohner – steigender Ölpreis – weniger Autoverkehr“. Auf diese knappe Formel bringt Erdmenger die Verkehrssituation in Dessau.

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