MZ-Artikel VON SYLKE KAUFHOLD, 23.01.12 - DESSAU/MZ
Gemeinsam mit Fraktionskollegin Cornelia Lüddemann machte er sich am Montagnachmittag ein Bild über die Auswirkungen beim Offenen Kanal Dessau in dessen Räumlichkeiten in der Poststraße.
Der Einrichtung stehen nach Aussage von Edith Strasburger , Leiterin des Offenen Kanals in Dessau, 7 000 Euro Sachkosten weniger zur Verfügung. Gestrichen worden seien außerdem die Mittel für die Finanzierung von Auszubildenden und FSJler. „Damit wird es dafür keine neuen Stellen mehr geben“, macht Strasburger deutlich. Was wiederum die medienpädagogische Arbeit des Offenen Kanals stark einschränken wird. Derzeit sind zwei Auszubildende und ein FSJler beschäftigt. In einem halben Jahr werden alle drei ihre Beschäftigung beenden. „Der Wegfall der Ausbildung schmerzt uns besonders“, so Mitarbeiterin Conni Wosch, „denn wir haben sehr viele Anfragen“. Einen Informationsabend in der vorigen Woche zu den Berufen Mediengestalter Bild und Ton sowie Film- und Videoeditoren hatten 16 interessierte junge Leute besucht.
Etatkürzungen wurden von der MSA bereits mehrfach angekündigt, konnten jedoch, auch aufgrund öffentlichen und politischen Protestes, bisher im Rahmen gehalten werden. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, was die Finanzierung betrifft“, schätzt Matthias Thielemann, Vorsitzender des Trägervereins des Offenen Kanals „Initiative Radio und Fernsehen in Dessau“, die Situation als äußerst schwierig ein. Über die Empfehlung der MSA, doch bei der Kommune Mittel einzuwerben, können Strasburger und ihre Mitstreiter nur lächeln. Ihre Bemühungen, von der Stadt Dessau-Roßlau Gelder zu erhalten, scheiterten erwartungsgemäß. Oberbürgermeister Klemens Koschig habe deutlich gemacht, dass eine Stadt in der Haushaltskonsolidierung keine neuen Kosten für freiwillige Aufgaben verursachen dürfe, erklärt Edith Strasburger.
Sören Herbst und Cornelia Lüddemann sehen vor allem die neu definierte Aufgabe der Offenen Kanäle mit Sorge. „Wir werden nur noch als Abspielstationen gesehen“, hatte Strasburger diese beschrieben. Der Aspekt seines Wirksamwerdens auf den Gebieten der Demokratiebildung und Stärkung der Medienkompetenz spielt nach der neuen Förderrichtlinie keinerlei Rolle mehr. „Das ist fahrlässig“, findet Cornelia Lüddemann, die dabei auch die Ereignisse der letzten Tage in Dessau vor Augen hat. „Die Offenen Kanäle (sieben im Land, d.Red.) nehmen dem Land eine wesentliche Aufgabe ab“, meint Herbst.
Eine Zukunftswerkstatt, die von der MSA für den 23. März anberaumt wurde, sieht der grüne Landtagsabgeordnete vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen als Farce. „Die Weichen sind doch schon in eine bestimmte Richtung gestellt.“
Und die lassen die Zukunft der Offenen Kanäle nicht gerade rosig aussehen. Denn zusätzlich zu den Mittelkürzungen wurden auch die bisher unbefristeten Arbeitsverträge der Mitarbeiter in befristete umgewandelt. Nach elf Jahren. „Damit wird der Offene Kanal zum Projekt, das jährlich in Frage gestellt werden kann“, warnt Herbst. Durch eine intensive Aufklärungs- und Lobbyarbeit im politischen Raum und bei den Entscheidungsträgern der MSA will die Landtagsfraktion der Grünen diese Entwicklung stoppen. Und die für 2013 avisierten weiteren Kürzungen abwenden.
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